Auftritte

Österreich - Slowenien, 7.6.2019 (A-Herren)

Am Freitag, dem 7. Juni 2019 (Spielanstoß 20:45), fand das EM-Qualifikationsspiel gegen Slowenien im Wörthersee Stadion in Klagenfurt statt. Das von Schiedsrichter Kulbakov (BLR) geleitete Spiel endete 1:0 durch das Tor von Burgstaller (74.). Es waren 19.200 Zuschauer anwesend, darunter 34 Hurricanes (29 Mitglieder).

Wir entschlossen uns nach dem Israel-Spiel aufgrund anhaltender Probleme rund um das Nationalteam, zu denen wir mit Spruchbändern Stellung beziehen wollten, für einen Support-Boykott in der ersten Halbzeit und kündigten diesen auch im Vorfeld an. Wir wollten damit der Mannschaft, den Betreuern und den Funktionären von Fanseite aufzuzeigen, dass an einigen Bereichen etwas getan werden muss. Da es gegen Slowenien aber unbedingt einen Sieg brauchte, entschieden wir uns dazu, den Support in der zweiten Halbzeit wieder aufzunehmen und alles für unser Team zu geben, um es zu diesem wichtigen Sieg zu führen. Um unsere Unzufriedenheit aber weiterhin auszudrücken, entschieden wir uns weiter dazu, unser Transparent verkehrt aufzuhängen, was wir zum ersten Mal seit 2012 wieder getan haben.

Begründet wurde der Boykott dadurch, dass einerseits die mangelnde Leistung des Teams seit der EM 2016 viele Fans vergrault hat. Nach der erfolgreichen Qualifikation 2016 erreichte das Team in knapp drei Jahren keinen sportlichen Erfolg mehr und steht nach den ersten beiden EM-Qualifikationsspielen mit null Punkten da. Die hohen Kartenpreise stehen in keiner Relation zum Gebotenen, weshalb viele Fans dem Stadion fern und Ränge leer bleiben. Die Spieler schaffen es nicht, eine Beziehung zu den Fans aufzubauen und kommen teilweise nur noch überheblich rüber. Der Stolz, für Österreich auflaufen zu dürfen, wird vermisst. Es werden Spieler einberufen, die kaum Spielpraxis haben und Spieler, die in guter Form sind, werden für den Kader nicht berücksichtigt. Gemeinsam mit der Tatsache, dass wir das Happel-Stadion als Heimstadion ansehen und regelmäßig ausweichen müssen, führte dies nun dazu, dass die Kurve reagieren und ein Zeichen setzen musste.

Die Ankündigung schlug in der Medienwelt wie Bombe ein. Praktisch alle bekannten österreichischen Tageszeitungen und Sportseiten, sowie der ORF selbst, berichteten über die Situation und waren gespannt auf den Ablauf. Auch einige Teamfanklubs schlossen sich unseren Aktivitäten an. Der ÖFB war von dem Boykott natürlich nicht begeistert, legte uns aber zunächst keine Steine in den Weg und genehmigt alle Spruchbänder. Allerdings entschied man sich im ÖFB dafür, uns für dieses Spiel keine Akkreditierung zu geben, womit wir uns in Eigenregie um geeignete Fotos kümmern mussten.

Da das Spiel am Pfingstwochenende stattfand, reisten einige Hurricanes individuell nach Klagenfurt an, um einen Kurzurlaub zu verbinden. Die Hauptgruppe startete um 14:00 nach der Arbeit mit einem Bus Richtung Kärnten und kam relativ zügig und ohne großen Pausen um 19:15 beim Stadiongelände an. Wir hingen unser Transparent verkehrt auf, einige andere Fanklubs schlossen sich dem an. Über die Fetzen wurde das bekannte Banner „HEIMSPIELE NUR IM HAPPEL-STADION“ als Motto des Tages befestigt. Zu diesem Anlass trugen viele aktive Supporter das Mottoshirt „Heimspiele nur in Wien“. Nach Anpfiff präsentierten wir unser erstes Spruchband „HEUTE MACHEN WIR EINE PAUSE, DENN NUR IM HAPPEL SIND WIR ZU HAUSE!“ um den Boykott im Stadion zu beginnen und den Hauptgrund zu nennen. Zehn Minuten später wollten wir unser zweites Spruchband durchführen. Jedes Spruchband bestand aus zwei Zeilen. Die untere Zeile war bei uns und den Fanklubs allgemein, die obere Zeile jedoch mitten im Klagenfurter Publikum. Dieses geriet durch unsere Aktion derart in Rage, dass es massive Beleidigungen gegen unsere Mitglieder gab und schließlich die obere Spruchbandzeile irreparabel beschädigte. Gegen den Klagenfurter Mob war kein Ankommen, das Spruchband musste leider abgesagt werden. Dies tat uns besonders weh, da dieses Spruchband aussagte, dass die Spieler teilweise nur noch überheblich und arrogant wirken und keinen Stolz zeigen, für unser Team aufzulaufen. Wenig später kam es aufgrund des Boykotts und der Fanaktivitäten zu einer Auseinandersetzung zwischen Teamfanklubs, was unnötigerweise verletzte Personen zu Folge hatte. Leider wurden die Übeltäter nicht des Stadions verwiesen, die Gesamtsituation blieb sehr angespannt. Wir waren kurz davor, alles zusammenpacken, um uns vor dem aggressiven Publikum nicht weiter schikanieren lassen zu müssen, riskierten aber nach interner Beratung unser drittes Spruchband in den vorderen Reihen. Dieses zeigte „WÄHREND RESERVISTEN UNS BLAMIEREN, MÜSSEN LEISTUNGSTRÄGER DAHEIM TRAINIEREN.“ Da aufgrund der Komplikationen unser Zeitplan nicht mehr eingehalten werden konnte, präsentierten wir kurz darauf und knapp vor dem Pausenpfiff das vierte Spruchband „SÜßE WORTE AN „DIE FANS“ VOR DEM KAMERALICHT, DOCH DAS HERZ EURER KURVE KENNT IHR NICHT“. Stimmung kam in der ersten Halbzeit abgesehen von einem „Immer wieder Österreich“ nicht auf. Dafür machten sich die mehreren hundert Slowenen akustisch bemerkbar und zündeten später auch einen Bengalen.

Zur Pause stand es 0:0. Das Spiel war offen, Österreich hatte aber mehr Anteile. Wir begannen die zweite Halbzeit mit dem letzten Spruchband „NUN WOLL’N WIR WIEDER ALLES GEBEN, DENN DAS IST, WOFÜR WIR LEBEN!“ und hängten das Happel-Banner wieder ab. Wir nahmen darauf den Support wieder auf, schwungen Fahnen, zeigten Doppelhalter und versuchten alles rauszuholen, was an diesem Tag möglich war. Das Spielgeschehen blieb weiter offen. Beflügelt von unserem Support netzte Burgstaller zum 1:0 und zum Sieg für Österreich ein. Die Stimmung in der zweiten Halbzeit war für Klagenfurter Verhältnisse passabel.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass ein organisierter Support, wie wir ihn anstreben, außerhalb von Wien prinzipiell unmöglich scheint. Vom Publikum fehlt jegliche Identifizierung mit einer vernünftigen Fankultur und versteht das Dasein eines Fanklubs als Cheerleading. Kritische Worte, die nicht einmal auf den Spielort bezogen sind, werden nicht toleriert, denn man „solle gefälligst das Team unterstützen und nicht Teamchef spielen“. In zahlreichen Kommentaren auf unsere Postings und in den Medienartikeln zeigte sich, welche irrwitzigen Vorstellungen so einige Personen über Fanklubs und ihr Tun haben. Wir respektieren es natürlich, wenn man einer anderen Meinung als unsere ist, verurteilen es aber strengstens, dass gewisse „Fans“ aggressive Handlungen setzen, um uns und Personen, die unsere Botschaften begrüßen, mutwillig zu verletzen bzw. unsere Fanmaterialien zu zerstören. Das muss nachträglich aufgearbeitet werden und es müssen Konsequenzen folgen. Wir können prinzipiell nur hoffen, dass Heimspiele sooft wie es möglich ist in Wien stattfinden und müssen leider eingestehen, dass alle Länderspiele, die nicht im Happel-Stadion ausgetragen werden, aufgrund des offenbar fehlenden Verständnisses des Publikums gegenüber einer vernünftigen Fankultur leider ohne einen organisierten Support auskommen müssen. Dieser Graben kann nicht überwunden werden, obwohl es das bereits siebte Spiel in Klagenfurt in unserer Ära war.

Wie eines unserer Spruchbänder andeutete, kommen von den Spielern nach einem Match oftmals leere Worte an „die Fans“ für die tolle Unterstützung. Die Bedeutungslosigkeit solcher Worte kommt insbesondere bei dem heutigen Match zu Tage, als sich so mancher Spieler für die Unterstützung von Beginn weg bedankte, obwohl in der ersten Halbzeit mit Ausnahme von ein, zwei Momenten keine Atmosphäre aufkam. Andere Spieler behaupteten gar, dass sie von der ganzen Aktion gar nichts mitbekommen haben uns sich voll und ganz auf das Spielgeschehen konzentrierten. Inwiefern ein Support den Kickern daher tatsächlich eine Motivationsspritze gibt, ist nach solchen Aussagen höchst unklar.