Europameisterschaft 2024
Als am 27. September 2018 die UEFA unser Nachbarland Deutschland als Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft 2024 bekannt gab, war klar, dass Österreich bei diesem Event unbedingt dabei sein musste. Je näher es Richtung Europameisterschaft ging, desto mehr fieberte auch der österreichische Fußballbund dem Ereignis entgegen und bestellte schließlich Ralf Rangnick als Teamchef, der den Weg nach Deutschland ebnen sollte.
Für die Qualifikation wurde Österreich in eine Gruppe mit Belgien, Schweden, Aserbaidschan und Estland gelost. Mit sechs Siegen, einem Unentschieden, sowie einer Niederlage konnte sich Österreich als Gruppenzweiter erfolgreich für das Turnier qualifizieren.
Für die österreichische Fankurve gab es nach Beendigung der Qualifikation eine drastische Veränderung. Unsere Gruppe hatte nach reiflicher Überlegung endgültig das Amt als „Leader“ abgegeben. Dieser Zeitpunkt war so gewählt, damit die anderen Fanklubs genügend Zeit hatten, sich neu zu orientieren und gleichzeitig die positive Stimmung und Euphorie nutzen konnten. Am 2. Dezember 2023 wurde Österreich bei der EM-Auslosung in Gruppe D mit Frankreich, Niederlande und Polen gelost. Diese Gruppe war bezogen auf den Weltranglisten-Schnitt (Durchschnittsplatzierung 15,5) die schwerste EM-Gruppe. Die Vorbereitung zu dem Turnier verlief ausgezeichnet. Österreich konnte mitunter beachtliche Resultate vorweisen und kein Gegner schien unschlagbar.
Nachdem wir zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte ein Großereignis nicht als „Leader“ besuchten, haben viele Mitglieder ihre Reise nach Deutschland individuell geplant und organisiert, sodass bei den drei Gruppenspielen keine gemeinsame Busfahrt zustande kam.
Das erste Gruppenspiel war durch Anreiseschwierigkeiten geprägt. Viele unserer Mitglieder reisten am Spieltag mit dem Zug an, doch ab Passau war Schluss und so musste man sich mühevoll den Weg nach Düsseldorf gestalten. Der ÖFB organisierte gemeinsam mit der UEFA einen Fanmarsch von der Fanzone Düsseldorf zum Stadion. Es war von der Teilnehmerzahl her der größte Marsch in der Geschichte des österreichischen Nationalteams. Die Spitze wurde von einigen Fanklubs angeführt, die ein neues Marschtransparent zeigten. Die Fankurve Österreich – eine Vereinigung der „aktiven Fanklubs“ –organisierte zu diesem Spiel 2.500 Fischerhüte mit der Aufschrift „Fankurve Österreich“, welche im Block das gesamte Spiel getragen wurden. Generell waren Fischerhüte eine Art Markenzeichen der österreichischen Anhänger während der Europameisterschaft. Zusätzlich wurde ein Spruchband mit der Aufschrift “ANGELN WIR UNS GEMEINSAM DIE ERSTEN 3 PUNKTE“ und einer Abbildung von Ralf Rangnick als Angler gezeigt. Im Sektor spürte man die Euphorie und so war die Stimmung an diesem Abend gut! Man war den Franzosen über weite Strecken ebenbürtig, dennoch musste man sich durch das Eigentor von Wöber Frankreich knapp mit 0:1 geschlagen geben.
Das zweite Gruppenspiel war sportlich entscheidend. Ein Sieg gegen Polen war praktisch eine Pflicht, um in die K.O.-Phase aufzusteigen. Da die Fanzone in Berlin zu weit vom Stadion entfernt lag, gab es keinen organisierten Fanmarsch zum Stadion. Bei diesem Spiel zeigte die Fankurve Österreich eine Fahnenchoreographie. Insgesamt wurden 5000 rot-weiß-rote Stofffahnen mit dem Bundesadler bedruckt in den Sitzen des Österreich-Sektors gesteckt. Zudem gab es ein Spruchband mit der Aufschrift: „ZUSAMMEN HINTER ÖSTERREICH STEHEN“. Österreich war an diesem Abend dominant. Nach einer sehr starken Anfangsphase ging unser Team verdient in Führung. Mitte der ersten Halbzeit zeigte unser Team und auch die Kurve eine kurze Schwächephase, welche die Polen mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich ausnutzten. Dieses Spiel mussten beide Teams gewinnen, wenngleich man bei Österreich mehr den Willen spürte. Baumgartner und Arnautovic netzten nach der Pause ein und Österreich gewann das Spiel mit 3:1.
Vor dem dritten Gruppenspiel war klar, dass Österreich im Achtelfinale spielt, sofern die Niederlande uns nicht mit fünf Toren Unterschied abschießen würde. So stand für uns im Vordergrund, wo wir im Achtelfinale spielen würden. Unser größter Wunsch war es als Gruppendritter in München zu spielen. Während dem Spiel war es ein hin und her zwischen Platz 3 und Platz 1 in der Gruppe. Schlussendlich war es Sabitzer, der den Sack in der 80. Minute zumachte und uns den Gruppensieg in Gruppe D bescherte. Der Torjubel war wohl einer der explosivsten, wenngleich es im Nachhinein wohl besser gewesen wäre, wenn das Tor gar nicht gefallen wäre, denn mit einem Unentschieden hätte man im Achtelfinale tatsächlich in München gegen Rumänien gespielt. Möglicherweise wäre der Turnierverlauf ein anderer gewesen … Stimmungstechnisch war das Spiel ein Genuss! Die Fankurve Österreich zeigte als drittes Intro eine aus Folien bestehende rot-weiß-rote Zettelchoreographie. Am Spruchband stand: „EGAL OB IM HAPPEL ODER OLYMPIASTADION BERLIN - ALLES FÜR DIESE FARBEN UND UNSER TEAM“.
Für das Achtelfinale organisierten wir zwei Busse. Da wir über das ganze Land verstreut Mitglieder haben, startete ein Bus in Wiener Neustadt und fuhr über Oberösterreich, während der andere von Schwechat direkt nach Leipzig fuhr. Beide Busse kamen quasi gleichzeitig in Leipzig an. Nach dem Gruppenfoto sammelten wir uns beim Treffpunkt für den Fanmarsch zum Stadion. Auffällig war, dass viele Fans Fischerhüte mit der Aufschrift „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ trugen. Passend zu diesem Accessoire wurden zahlreiche pyrotechnische Gegenstände am Weg zum Stadion gezündet. Der Marsch selbst fand in den ersten 15 Minuten seinen Höhepunkt, ehe sich die Stimmung durch den eineinhalb Stunden andauernden Fußmarsch etwas verlief. Die Stimmung im Sektor der Österreicher war an diesem Abend gut, obwohl man das Spiel mehr oder weniger mit einem 0:1 begann. Als die Türkei das 2:0 schoss, verstummte die Kurve, während die Türken lauter denn je waren. In der 66. Minute kam dann nochmal Hoffnung auf, als Gregoritsch auf 1:2 verkürzte. Österreich vergab in weiterer Folge Möglichkeiten auf den Ausgleich, weshalb das Spiel mit einer knappen Niederlage und dem Ausscheiden aus dem Turnier endete.
Sportlich haben wir uns alle mehr erhofft, nichtsdestotrotz war die Europameisterschaft aus fantechnischer Sicht ein voller Erfolg! Die anderen Fanklubs haben gezeigt, dass sie auch ohne Unterstützung der Hurricanes etwas bewegen können, wenn alle zusammenhalten. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, seit unserem Abgang kein Transparent aufzuhängen und in die hinteren Reihen zu wandern, damit sich die anderen Fanklubs ungestört entwickeln können. Gleichzeitig haben wir so die Blicke von uns genommen. Wir werden sehen, wie sich die Hurricanes anlässlich des 15-jährigen Jubiläums bei den kommenden Spielen einfinden werden.
Spielfakten:
1. Gruppenspiel: Österreich – Frankreich 0:1 am Montag, 17. Juni 2024 (Spielanstoß 21:00) Düsseldorf Arena in Düsseldorf (Deutschland), Schiedsrichter Jesús Gil Manzano (ESP), 46.425 Zuschauer, Tore: Wöber (38. / ET)
2. Gruppenspiel: Polen – Österreich 1:3 am Freitag, 21. Juni 2024 (Spielanstoß 18:00) Olympiastadion in Berlin (Deutschland), Schiedsrichter Halil Umut Meler (TUR), 69.455 Zuschauer, Tore: Piatek (30.) sowie Trauner (9.), Baumgartner (66.) und Arnautovic (78. / Elfer)
3. Gruppenspiel: Niederlande – Österreich 2:3 am Dienstag, 25. Juni 2024 (Spielanstoß 18:00) Olympiastadion in Berlin (Deutschland), Schiedsrichter Ivan Kružlia (SVK), 68.363 Zuschauer, Tore: Gakpo (47.) und Depay (75.) sowie Malen (6. / ET), Schmid (59.) und Sabitzer (80.)
Achtelfinale: Österreich – Türkei 1:2 am Dienstag, 2. Juli 2024 (Spielanstoß 21:00) Leipzig Stadion in Leipzig (Deutschland), Schiedsrichter Artur Dias (POR), 38.305 Zuschauer, Tore: Gregoritsch (66.) sowie Demiral (1.) und (59.)